Den zunehmend wichtigen Teil ihrer Vereinsarbeit, mit der sie Menschen von Messel und Eppertshausen über Babenhausen im Osten und bis tief in den Odenwald erreichen, müssen sie über Spenden und Mitgliedsbeiträge finanzieren. Schade, denn die Eröffnung der Kindertrauerwerkstatt in der Wächtersbachstraße 33a im Jahr 2019 hat gezeigt, wie bedeutsam die Arbeit ist.
Immer häufiger werden in dem hellen, liebevoll hergerichteten Raum mit Blick ins Grüne ganz junge Hinterbliebene begleitet. 50 Kinder und Jugendliche wurden im Vorjahr in Gruppen und Einzelgesprächen bei der individuellen Trauerbewältigung unterstützt. Mit Spielen und Ausflügen, Spaziergängen und Bastelaktivitäten, Gesprächen oder gemeinsamem Schweigen. „Mit den Erwachsenen führen wir oft ein, zwei Gespräche – Kinder kommen regelmäßig, häufig drei bis vier Jahre lang“, berichtet Ria Herd, die 2003 – zunächst als Betroffene - zum Hospizverein kam, und hier die Ausbildung zur Hospizhelferin absolvierte: „Für mich stand fest: Ich möchte mit Kindern und Jugendlichen arbeiten“, erzählt sie, machte die erforderlichen Zusatzausbildungen zur Trauerbegleitung und schließlich als Begleiterin für Kinder und Jugendliche.
Als am vergangenen Freitag die Aktiven des Lions Club Groß-Umstadt zu Gast sind, wird viel gelacht. Die Gefühle, das zeigt sich im Gespräch mit den drei Vertreterinnen des ambulanten Hospizvereins, liegen hier dicht beieinander. „Der Tod ist ein ernstes Thema. Aber wir lachen auch sehr viel – und wir weinen auch zusammen“, so die Vorsitzende Elisabeth Fischer. Diesmal überwiegt der Frohsinn, denn die wohltätigen Löwen haben einen Scheck über 6500 Euro im Gepäck. „Das Geld stammt aus unserer Adventskalenderaktion 2022“, berichtet Lions-Präsident Dr. Dirk Brechtelsbauer. Bereits seit 1976 engagiert sich der Umstädter Club, um Menschen und Organisationen in Not (finanziell) beizustehen. „Wir unterstützen, wo die öffentlich-rechtliche Hilfe aufhört“, ergänzt Lions-Sekretär Peter Seeger. Ein besonderes Augenmerk liege auf der Kinder- und Jugendförderung.
Beim Hospizverein ist das Geld nicht nur gut angelegt, sondern überlebenswichtig. Während die ambulante Sterbebegleitung, die 239 Betroffene im Vorjahr in Anspruch nahmen, von den Krankenkassen bezuschusst wird, erfährt Trauerarbeit keinerlei Förderung. Dabei nimmt das Angebot der Trauerbegleitung in Gruppen und Einzelgesprächen immer mehr Raum ein. „Wir haben außerdem wachsende Anfragen von Kindergärten, Frühberatungsstellen und Schulen nach Aus- und Fortbildung“, berichtet Ria Herd.
Die neue Trauerwerkstatt ergänzt den Stammsitz des Vereins in der Saint-Péray-Straße 9 und bietet einen zusätzlichen, geschützten Raum für Sorgen und seelische Pein. Das kleine Souterrainapartment konnte, maßgeblich unterstützt durch die Aktion „Echo hilft“, angemietet und ausgestattet werden – die ersten fünf Jahre waren gesichert. Jetzt wollen die laufenden Kosten geschultert sein. „6500 Euro – das ist die Miete für ein Jahr“, die Freude ist groß bei den Frauen. Ihre Arbeit verrichten sie ehrenamtlich – der Service ist kostenlos. Aber Miete, Umlagen und Materialien für die Kindertrauerwerkstatt müssen aufgebracht werden. Lions-Mitglied Irmina Raschke betont, wie sehr sie die ehrenamtliche Arbeit der rund 50 Hospizhelfer und Trauerbegleiter berührt: „Ihre Arbeit ist so eminent wichtig am Ende eines Lebens – dann, wenn nichts mehr greift.“
Alle Angebote des Ökumenischen Hospizvereins Vorderer Odenwald finden sich auf der Homepage www.hospizverein-vorderer-odenwald.de , Telefon 06078 759047 oder per Mail an kontakt@hospizverein-vorderer-odenwald.de . Das Trauerterlefon ist unter der Nummer 0175 5452177 erreichbar. Wer sich für die Arbeit des Lions Club Groß-Umstadt interessiert, kann sich unter gross-umstadt.lions.de informieren.
