DIEBURG (ufr). Der Druck auf die Helfer wächst: 970 Tafeln gibt es bundesweit, die mit ehrenamtlichem Einsatz Lebensmittel an Bedürftige ausgeben.
Viele Aktive berichten von sinkenden Ausgabemengen und von steigenden Zahlen derer, die anklopfen, weil sie auf Unterstützung angewiesen sind. Als der Lions Club Groß-Umstadt eine 5000-Euro-Spende überweist, handelt die Tafel Dieburg unverzüglich. „Für 1600 Euro haben wir direkt eingekauft“, berichten Monika Feig und Carin Tolksdorf aus dem Vereinsvorstand
Als die Ware jüngst am Standort in der Dieburger Industriestraße an die Kunden ausgegeben wird, ist die Stimmung fast euphorisch. Es gibt seltene Produkte, Frischfleisch, Wurstwaren, Mehl, Butter und Zucker. Circa 370 Einkäufe erfasst Carin Tolksdorf pro Woche. Von Montag bis Freitag kann eingekauft werden – ein volles Körbchen kostet 2,50 Euro. 70 Ehrenamtliche setzen sich bei der Tafel ein. Der preiswerte Einkauf ermöglicht von Armut Betroffenen, mit ihrem schmalen Budget besser auszukommen. Hinter den „Bedarfsgemeinschaften“ verbirgt sich das Schicksal von 1369 Kunden, die bei der Dieburger Tafel registriert sind.
559 Kinder, 810 Erwachsene, zuletzt deutlich mehr als vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine.
Zwischenzeitlich ist der Bürgerbus aus Groß-Zimmern vor- gefahren, dem eine Gruppe von Rentnern entsteigt. Beim Einkauf zeigt sich: Hier wird nicht nur Ware ausgewählt, sondern auch kommuniziert. Der Funke zwischen Kunde und Helfer springt munter hin und her. Hinterm Tresen stehen ein paar „Neulinge“, die sich im Nu zurechtfinden. Der Lions Club hat nicht nur gespendet, sondern ist mit vier Aktiven einen Tag lang im Ein- satz. Bereits zum zweiten Mal haben sie für die Tafel gespendet, dieses Mal außerdem aus der Internationalen Stiftung „Lions live“ 1000 Euro zusätzlich generieren können. „Bei der Tafel weiß man, dass das Geld richtig ankommt“, bekräftigt Club-Präsident Manfred Neßler, der die Schürze anlegt hat, um mitzuarbeiten. So lernt er Elvira (75) kennen, die vor Jahren nach Groß-Zimmern kam, ihre Approbation als Ärztin in Deutschland nicht erhielt und deshalb in leitender Funktion 25 Jahre lang in der Altenpflege tätig war – jetzt reicht die Rente nicht. Kein Einzelschicksal. „Aber viele Rentner trauen sich nicht, die Hemmschwelle zur Tafel zu gehen ist zu groß“, bedauert Faig.
Trotz des schweren Fahrwassers, in das die Tafeln geraten: Denn die Warenmenge sinkt, wenn die Helfer vom Standort Dieburg mit zwei Kühlfahrzeugen auf ihre Tour gehen.“ Wir fahren rund 40 Stationen, vorwiegend Lebensmittelmärkte, eine Tankstelle und ein paar wenige Bäckereien an“, berichtet Carin Tolksdorf. Seit Märkte knapper kalkulieren und explizit vergünstigte Ware kurz vorm Ablaufdatum angeboten wird, sinkt die Sondermenge – die Zahl derer, die bei der Tafel anklopft, hat auch durch die Flüchtlingssituation aus der Ukraine hingegen zugelegt.
Zwei schmerzhafte Einschnitte waren die Folge: „Wir haben unser Einzugsgebiet verkleinert“, berichtet Moni Faig, vor allem dort, wo Alternativen geboten werden, wie beim Lebensmittelpunkt in Babenhausen. „Sechs Monate gab es sogar einen Aufnahme-Stopp, das war hart“, so Tolksdorf. Einzelpersonen und Paare können nur noch einmal, Familien zweimal wöchentlich einkaufen. Für ihre Mission wirbt das Tafel-Team umfassend: Sowohl Helfer als auch Spenden sind willkommen.